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 Auf den Spuren von Opas Geheimnis
978-3-928143-49-3

Auf den Spuren von Opas Geheimnis
Leseprobe

Evi wollte gerade eine Mark für ein Eis opfern, da passierte es. Ein rothaariger Junge rannte direkt auf sie zu, dicht gefolgt von drei anderen Dorfkindern. Kurz vor Evi bremste der Rotschopf ab. Außer Atem starrte er an Evi vorbei. Hinter ihr versperrten zwei weitere Jungen dem Rotschopf den Weg.
»Das ist gemein,« verteidigte sich der Rotschopf mit tränenerstickender Stimme. »Alle auf einen, das ist unfair.«

»Das finde ich allerdings auch,« mischte sich Evi ein.

»Das geht dich `nen feuchten Käse an«, meckerte einer der Jungen, ein blasser, dünner, mit einem zerbeulten Hut. »Du bist wohl scharf drauf, gleich mit verkloppt zu werden.«

Evi ließ sich jedoch nicht einschüchtern. »Es geht jeden etwas an, wenn es sich um eine Gemeinheit handelt. Außerdem könntest du ruhig etwas höflicher sein. Ich dachte immer, der Mund wäre nicht nur zum Essen und Schimpfen da. Wie wäre es, wenn ihr eure Meinungsverschiedenheit mit Worten klärt?! Warum müßt ihr denn gleich mit Prügel drohen? Damit überzeugt ihr niemanden.«

Die Jungen sahen sich verständnislos an, so, als ob jemand chinesisch mit ihnen geredet hätte.
Du Neunmalkluge bist wohl nicht von hier«, höhnte einer der drei, ein kräftiger Junge mit fettigem Haar.

Ich kann Rohheiten nun einmal nicht ausstehen«, konterte Evi.

Der Junge mit dem fettigem Haar grinste über das ganze Gesicht. »Trotzdem werden wir dir jetzt eine Kostprobe unserer Rohheit verpassen, du vorlaute Kröte.«

Evi zitterten vor Aufregung die Knie. »Wenn ihr mich und den Jungen nicht sofort in Frieden laßt, werde ich so laut schreien, daß der Kaufmann denken muß, ihr wärt alle über mich hergefallen.«

Die Jungen waren sichtlich irritiert. Nach einer kurzen Pause sagte der blasse Dünne mit dem zerbeulten Hut, der auch der Anführer der Bande zu sein schien, zu dem Rotschopf: »Da hast du noch einmal Schwein gehabt, du Flasche. Aber an deiner Stelle wäre ich wirklich nicht stolz darauf. Ich würde mich lieber verprügeln lassen, als von so einer hysterischen Hexe gerettet zu werden.«

Daraufhin zogen sie ab. Als die fünf Jungen außer Sicht waren, lief der Junge mit den roten Haaren in der entgegengesetzten Richtung davon, ohne Evi noch einmal angeschaut zu haben.
Der hätte sich wenigstens bedanken können«, dachte Evi, »ich bin noch keine drei Stunden hier und hab‘ bereits ‘ne ganze Bande gegen mich.«

Sie holte sich nun doch noch ein Eis, was sie sich nach dieser Aufregung redlich verdient hatte. Dann schlenderte sie durch das in der Mittagsruhe dösende Dorf. Selbst die Hunde hatten sich einen schattigen Platz gesucht, um ein Nickerchen zu machen. Evi war nicht sonderlich daran interessiert, den fünf Jungen erneut zu begegnen. Deshalb beschloß sie, ihren kleinen Ausflug zu beenden und lief zum Haus ihrer Oma.

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