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Fryderyk ChopinDie Größte Kunst vor kleinem Publikum: Der Pianist Mariusz Drzewicki im Augustinum

(30/5/2000, Honnef, ks / Konzert vom 28.4.2000) Die Parkettreihen im Theatersaal des Heidelberger Augustinum hätten noch vielen Zuhörern Platz geboten, die dann in den Genuß eines Klavierabends mit dem jungen polnischen Pianisten Mariusz Drzewicki nämlich hat wesentlich mehr zu bieten als routinierte Spieltechnik auf hohem Niveau, wie man es von professionellen Pianisten eben erwarten kann.

Kennzeichen seiner Spielkunst ist vielmehr eine ganz eigenartige, wunderschöne Klangfärbung, die besonders in dynamisch hervorgehobenen Passagen hervortritt. Die sonst meist bei angehobener Lautstärke als Knallton angeschlagene Saite klingt auch bei Mariusz Drzewicki metallisch, wird aber unendlich klangschön abgerundet zu einem völlig unangestrengt wirkenden, ausgeglichenen Forte, dessen Intensität dabei um nichts nachläßt.

>Zuhören war dies insbesondere bei den ersten beiden Programmpunkten, Carl Maria von Webers "Aufforderung zum Tanz", op. 65, sowie Mozarts Variationen über "Ah, vous dirais-je, Mamam“, KV 265, zwei Werke also, die allzu leicht in die Gefahr reiner Gefälligkeitsgutachten geraten. Drzewicki vermochte durch seine Interpretationskunst diese Gefälligkeit, die zweifellos dazugehört, auch beizubehalten, doch mit wie viel Leben reicherte er sie an! Dabei zeigte er sich als Virtuose der angenehmen Art, bei welchem die Virtuosität leicht, ausgeglichen und eben natürlich daherkommt.

Sein wirklich überaus schnelles Spiel, dessen Anschlag dabei keinerlei Ungleichmäßigkeiten zuläßt, hatte nichts Aufgesetztes, bei dem die eigene technische Fähigkeit zur Schau gestellt werden soll. Eher konnte man den Eindruck bekommen, gerade das flotte Tempo setze bei ihm besondere gestalterischen Fähigkeiten frei, als könne er seine Interpretation, ganz im Dienst der Komposition, formen wie Wachs in seinen Händen. Und das tat er meisterhaft. Durchdachte Gliederung, kontrastschaffende Charakterunterschiede auch in parallel erklingenden Stimmen, das bereits erwähnte Forte-Spiel sowie, nicht zu vergessen, eine ausgeklügelte Pedalarbeit schufen eine ganz eigene, hervorragend strukturierte und äußerst galante Darbietung.

Mit Franz Liszts "Mazeppa" aus den "Etudes d` exécution transcendante" legte der Solist ein höllisch schweres Bravourstück nach, welches er ebenfalls einwandfrei meisterte. Allerdings fiel die innere Differenziertheit hier leicht ab, was allerdings bei dem vorgelegten Spieltempo in Verbindung mit den die ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmenden technischen Finessen nicht verwundert.

Der zweite Teil des Abends gehörte dann in Gänze Chopin. Dessen Ballade F-Dur, op. 38, lenkte Drzewicki in vorwiegend ruhige, nahezu liedhafte Bahnen. Auch die zwei Etüden aus op. 25, gis-moll (Nr.6) und a-moll (Nr.11), erklangen in inzwischen gewohnter Brillanz, allerdings auch ohne besondere Höhepunkte. Diese stellten sich dann wieder ein beim Scherzo h-moll, op. 20, bei dem sich besonders das Hereinplatzen der düsteren Virtuosität in das Wiegenlied-Thema abhob, und die abschließende Polonaise As-dur, op. 53, nebst dem zugegebenen Walzer Des-dur knüpfte in ihrer mitreißenden und begeisternden Frische wieder an den großartigen Anfang des Konzertes an.

Art.Nr.: 03010011

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