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Fryderyk ChopinPerlende Tonkaskaden: Der polnische Pianist Mariusz Drzewicki brillierte mit Chopin-Abend

(30/5/2000, Honnef, ks) Wenn er sich tief hinab über die Tasten beugte und wie Perlenschnüre die virtuosen Läufe aneinander reihte, dann erschien er geradezu wie eine Reinkarnation Frederic Chopins selbst. Eine gewisse Ähnlichkeit seiner Kopfform und seiner Gesichtszüge mit dem großen polnischen Komponisten war ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Mariuz DrzewickiDie Rede ist von dem 27-jährigen polnischen Pianisten Mariusz Drzewicki, der sich jetzt erstmalig in einem öffentlichen Abendkonzert in der Führungsakademie der Deutschen Telekom am Limbicher Weg vorstellte. Seine Biographie weist aus, daß der junge Künstler einen kometenhaften Aufstieg erlebte, mit Meisterkursen bei namhaften Lehrern, darunter Prof. Rudolf Buchbinder in Zürich, mit Stipendien der Breslauer Franz-List-Gesellschaft, der Yamaha Music Foundation und des Polnischen Kultusministeriums. Als 22-jähriger spielte er sein erstes Sinfoniekonzert. Konzertreisen führten mit großem Erfolg in die baltischen Länder und das westliche Europa. Und er besitzt das Privileg, regelmäßig in Chopins Geburtshaus bei Warschau zu konzertieren. Im letzten Jahr legte er seine CD vor, die etliche Zuhörer des Konzertes in der Akademie kauften und signieren ließen. Es ist nicht nur Nationalstolz, der den jungen Pianisten veranlaßte, sich besonders dem Werk Chopins zu verschreiben. Er lebt tatsächlich in dessen Klangwelt und beherrscht perfekt die Sprache des Frühromantikers, der in seinem so kurzen Leben zwischen 1810 und 1849 einen Klavierstil kreierte, der direkt auf Franz List und später auf Serge Rachmaninoff verweist. Fast ein verspätetes Rokoko spiegelt sich im ausgeprägten Verzierungsreichtum und poetischen Klangzauber vieler seiner Werke wider. Daneben aber sprüht sein Geist und Temperament vor modulationsreicher und chromatischer Harmonik und vor rhythmischer Brillanz.

Chopin, das sind aber auch seine Mazurken, Polken und Walzer, also Elemente der Folklore seiner Heimat, die er bereits mit zwanzig Jahren verlassen sollte, als Aufstände sein Leben in Gefahr brachten. Er reiste damals in das Heimatland seines Vaters, der aus Verehrung Polens aus Frankreich gekommen war und eine Polin geheiratet hatte. In der Stadt an der Seine fand Fryderyk oder Frederic Chopin schnell Zugang zu den intellektuellen, künstlerischen Kreisen, und machte sich schnell einen Namen als Solist und Komponist. Alle Musikkenner wissen um sein Verhältnis zur Schriftstellerin George Sand und deren gemeinsamer Reise zum Kuraufenthalt auf Mallorca. Mit neununddreißig Jahren erlag Chopin als Frühvollendeter der oft als "Arme-Leute-Krankheit" bezeichneten tückischen Tuberkulose, gegen die es in seinem Jahrhundert noch kein Heilmittel gab.

Im ersten Teil seines Programms widmete sich Mariusz Drzewicki ausschließlich Chopins Werken aus den frühen dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Beginnend mit vier Mazurken, Tänzen, die wie höfische Miniaturen den Auftakt bildeten, über die große Ballade F-Dur op. 38, zwei Etüden aus op. 25 bis hin zum großen Scherzo aus dem Jahre 1831 reichte die Auswahl der Kompositionen, mit denen Interpret und Komponist, fast gleichaltrig, einander verwandt begegneten. Nach drei Walzen und der berühmten Polonaise As-Dur klang das Konzert aus mit einem Frühwerk, Opus 2, des damals achtzehnjährigen Chopin. Mit den Variationen über Mozarts "La ci darem la mano" (Reich mir die Hand mein Leben), das in einer Version für Klavier und Orchester vorliegt, spielte Mariusz Drzewicki die reine Klavierversion. Mit feiner Präzision, zugleich romantischer Sensibilität, stellte der Künstler seine große Virtuosität und technische Perfektion erneut unter Beweis. Die Zuhörer dankten ihm mit reichem Beifall und schwelgten im Musikbad mit dem Blick aus der großen Fensterwand in das üppige, frühsommerliche Grün des Parks rund um das Gebäude der Telekom.

Art.Nr.: 03010011

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