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Fryderyk ChopinOriginelle Todsünde, Rossini-Messe in Darmstadt

(Klaus Trapp 5.10.98) Als "leider letzte Todsünde seines Alters" bezeichnete Gioacchino Rossini augenzwinkernd die "Petite Messe solennelle", die er mit fast siebzig Jahren komponierte. Zu den Polnischen Musik- und Kulturwochen Darmstadt fand dieses originelle Werk in der Stadtkirche eine Aufführung, bei der polnische und deutsche Sänger und Instrumentalisten harmonisch zusammenwirkten.

Die Besonderheiten des Stückes beginnen schon mit der Instrumentation, die neben einem Harmonium zwei Klaviere vorsieht. Sie setzen sich fort mit überraschenden Modulationen, plötzlichen Dur-Moll-Wechseln und unerwarteten Satzschlüssen. Ferner frappiert das Nebeneinander von italienischer Belcanto-Kunst und schulmäßiger Polyphonie. Die Wiedergabe durch den Chor der Musikakademie Lodz und Mitglieder der Darmstädter Kantorei Marek Jaszczak wurde den Gegensätzen des Werkes durchaus gerecht, und man vergaß angesichts der Chorvereinigung mit über fünfzig Mitgliedern, daß ursprünglich nur zwölf Sänger vorgesehen waren. Marek Jaszczak sorgte für einen zügigen und weitgehend präzisen Ablauf der fast eineinhalbstündigen Messe, wobei er freilich die breite Ausdrucksskala nur andeutete. Jedenfalls war es gelungen, die beiden Chöre in kurzer Zeit zum klangvollen Ensemble zusammenzuführen.

Das solide Fundament legten der Pianist Mariusz Drzewicki, der das Kunststück fertigbrachte, die beiden Klavierpartien auf einem Flügel gewandt zusammenzufassen, und Berthold Engel, der am Harmonium aparte Klangfarben beisteuerte. Ein besonderer Leckerbissen war das "Preludio religioso" , ein Klavierintermezzo, dessen Kern sich als chromatisch durchwirkte Fuge darstellt. Daß Rossini von der Oper herkommt, ist am deutlichsten bei den Solonummern zu erkennen, die den dramatisch-szenischen Grundton nicht verleugnen. Mit Danuta Dudzinska-Wieczorek (Sopran), Agnieszka Makowka (Alt), Dariusz Pietrzykowski (Tenor) und Jens-Eric Schulze (Baß) stand ein vorzügliches Solistenquartett zur Verfügung, das ausdrucksvolle und ausgreifende Kantilenen im Belcanto-Stil bot. Besonders eindringlich gelangt das von der Altistin vorgetragene "Agnus Dei" als verinnerlichter Abschluß der Messe.

Der große Chor bewältigte sicher die Spannweite zwischen den homophon gestalteten und den in Fugentechnik komponierten Abschnitten. Es wurde erkennbar, daß Rossini die Polyphonie als fröhliche Wissenschaft betreibt, wenn etwa die Fuge "Cum sancto spiritus" von Rhythmen im Stil eines flotten Cancans begleitet wird. Die Zuhörer spendeten anhaltenden Beifall.

Art.Nr.: 03010011

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