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Nordbayerischer Kurier

Aber lachen muß ich trotzdemZeitgeschichte, Liebeskrimmi
Memoiren einer Fränkin: Lachen muß Margaretha Daubinger trotzdem

(Ostern 98, Gero v. Billerbeck) Hinterläßt ein zufriedenes, von Fährnissen freies Leben keine Spuren im Gedächtnis? Fast scheint es so, blättert man in den Erinnerungen des nunmehr 85 Jahre alten »Frankenmädchens« Margaretha Daubinger. Als Redaktionssekretärin beim »Bayreuther Tageblatt«, später beim »Ring Nordbayerischer Tageszeitungen« in Bayreuth hatte sie »die schönste Zeit meines Lebens«, aus der sie etliche Schnurren zu erzählen weiß – aber nur mündliche. Ihre schriftlichen Erinnerungen tangieren leidvollere Zeiten, sind jedoch mit dem güldenen Band des Humors gebündelt: »Aber lachen muß ich trotzdem« heißt das eher heitere Buch aus nicht immer heiteren Lebensjahren.

Die Kindheit in einem damals durchschnittlich begüterten (also armen) Elternhaus begann in Neustadt a. d. Aisch. Szenen einer unglücklichen (Eltern-)Ehe wechseln ab mit verständnisvollen Passagen über einen recht rüden Bruder. Tagebucheinträge von 1929 bis 1931 vermitteln weit über Jungmädchenprobleme hinaus ein kleines Stück Zeit- und Schul-, also Kulturgeschichte. Die erste (nein zweite!) Liebe erwies sich bereits als lebenslänglich, wobei der Held dieser Love-Story, der »Dauber«, wie viele Männer seiner Generation für annähernd zehn Jahre ausfiel: Krieg und russische Kriegsgefangenschaft.

Zuvor erleben wir mit, wie die Nazis an die Macht kommen, wie das junge Mädchen sie erst begeistert, später kritisch wahrnimmt. Während einer »Vaterländischen Tagung« in Neustadt sieht sie zum ersten Mal den »Führer« in der kurzen Krachlederen. Doch ein paar Seiten später ist es schon aus mit der Nazibegeisterung: Julius Streicher, ebenfalls Neustädter, fühlt sich von einem Lokaljournalisten angegriffen, läßt ihn verprügeln und feuern.

Die ersten Berufsjahre in der Weimarer Republik waren kein Zuckerschlecken. Eines Freitags, Zahltag, aber kein Geld ist da, Chef und Chefin sind verreist. Margaretha, schon damals »Chefsekretärin«, kratzt ihr ganzes Erspartes zusammen, um die meuternden Arbeiter auszuzahlen.

Später war es für die Ehefrau eines in die Tschecheslowakei abkommandierten Soldaten ratsam, sich in die Kriegsmaschinerie einzufügen. Margaretha wird Luftwaffenhelferin. Brünn und Prag sind ihre Hauptstationen, auch dann noch , als der »Dauber« an die Ostfront abkommandiert ist. Lange bleibt die umschwärmte junge Frau standhaft - bis dann doch eine heiße Romanze mit einem deutschen Offizier in Prag über sie hereinbricht. Wenn sie sich auch nie wiedergesehen haben, so hat die Episode doch in dem Buch ihre Spuren hinterlassen - als selten schöne, auf jeden Fall gut geschriebene Liebesgeschichte.

Die folgende gefahrvolle Flucht nach Bayern liest sich wie ein spannender Krimi. Was ein Essen, ein freundliches Wort wert sein kann: Hier wird es der Vergessenheit entrissen. Auch von menschlicher Gemeinheit ist ohne Beschönigung viel zu erfahren.

In der Nachkriegszeit kam alles langsam, sehr langsam, wieder in Gleis. Wilhelm, der »Dauber«, kehrte aus russischer Gefangenschaft zurück, die Hochzeitstage wurden wieder gefeiert, darunter auch der fünfzehnte. Für drei Rosen langte es gerade, aber für Margaretha Daubinger müssen es so schöne gewesen sein, daß mit ihnen dieses Buch zu Ende gehen konnte. Nicht nur lachen, auch lieben muß sie - trotzdem!

ISBN 13: 978-3-928143-38-7

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